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"Export als Wachstumsmotor- Wer gewinnt den Währungswettlauf?"  [14.07.16]

Bericht vom Stiftungsvortrag am 29.6.2016 von Dr. Ulrich Kater

Im Rahmen der Vortragsreihe der Stiftung Kreditwirtschaft trug Dr. Ulrich Kater, Chefvolkswirt der DekaBank, am 29. Juni an Universität Hohenheim zum Thema „Export als Wachstumsmotor – Wer gewinnt den Währungswettlauf?“ vor.

Vita:

-promovierte am finanzwissenschaftlichen Lehrstuhl der Universität Köln

-ab 1999 Aufbau der Volkswirtschaftlichen Abteilung der Deka Bank

-seit 2004 Chefvolkswirt der Deka Bank

-Autor zahlreicher Veröffentlichungen

Wechselkurse

Prof. Burghof führte mit den Worten eines „Wettbewerbs der Schwäche“ in die Veranstaltung. 2010 bis 2013 fand bei den wichtigen Währungen keine große Abweichung statt, da keine Währungskrise sondern eine Bankenkrise vorlag. Ab 2013 allerdings entfernen sich die Wechselkurse. Industrieländer erfahren eine Aufwertungstendenz, während Japan stark abwertet. Allerdings sind dies keine dramatischen Bewegungen. Da viele Notenbanken einen expansiven Kurs fahren, löst sich die Bewegung auf.

Viele sprechen momentan von einem „Währungskrieg“. Bisher liegt für Dr. Kater ein solcher aber nicht vor, da die Wechselkurse nur ein Ausdruck der Geldpolitik auf binnenwirtschaftliche Ziele sind. Man muss allerdings sagen, dass ein überwältigender Sieg des keynesianischen Paradigmas stattgefunden hat. In der momentanen Situation besteht keine andere Möglichkeit als eine Geldpolitik mit einer solchen Offenmarktpolitik zu betreiben, da ansonsten die Gefahr einer kumulativ instabilen Deflation besteht. Da die Wirkung der Geldpolitik auf die Nachfrage historisch unsicher ist, kam Dr. Kater zu dem Schluss, dass eine fiskalpolitische Diskussion notwendig wird um die Nachfrage nachhaltig zu stärken. Somit spricht für Dr. Ulrich Kater nicht für einen Krieg der Währungen, sondern ist vielmehr eine „Geldpolitische Umweltverschmutzung“ zu beobachten.

Der Export ist umso bedeutender für eine Volkswirtschaft, je kleiner diese ist. Allerdings kann man erst ab einer gewissen Größe unabhängige Geldpolitik machen. Demnach gibt es eigentlich nur zwei unabhängige Währungen, den Dollar und den Euro. Kleinere Staaten müssen deren Geldpolitik nachahmen. Deutschland ist eine der größten Exportwirtschaften und exportiert größtenteils Investitionsgüter, weshalb für deutsche Exporte eine Abhängigkeit von den globalen Investitionsvolumina vorliegt. Es handelt sich meistens um High-Tech Güter, deren Nachfrage unelastisch auf Wechselkursschwankungen reagiert. Somit ist der Wechselkurs per se eine schwache Einflusskomponente auf den Export in Deutschland.

Die Wechselkurse sind aber auf eine andere Weise relevant. Sie wirken auf Schwellenländer über den Risikokanal: durch eine Aufwertung der großen Währung nimmt die Schuldenlast durch Fremdwährungskredite der Schwellenländer deutlich zu.

Diskussion

In der Diskussion stand die Frage nach der ökonomischen Rationalität Deutschlands, in der EU zu verbleiben, im Mittelpunkt. Dr. Kater argumentierte, dass zwei Punkte dafür sprechen, dass Deutschland in der EU bleibt. Zum einen ist es die Erhaltung des Binnenmarktes und zum anderen der Einfluss den Deutschland in der EU hat. Fraglich ist aber ob die Beiträge die Deutschland in Zukunft leisten wird im Verhältnis zum Einfluss stehen. Hier muss eine Entscheidung getroffen werden. Entweder in einer großen undemokratischen Welt mit unabhängiger Geldpolitik oder in einer Welt der Kleinheit zu leben.

Mark Soltys, cand. B.Sc.


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